Die konkrete Entstehung eines Kunstwerks

Die Entstehung eines Kunstwerks ist ein komplizierter und vielschichtiger Prozess und selbst für den Künstler ist er in seiner ganzen Komplexität nicht wirklich durchschaubar, denn vieles daran ist überraschend und nicht selten ist der gesamte Ablauf befremdlich, da er Bereichen entspringt, die nicht kontrollierbar sind.

Der künstlerische Prozess entzieht sich auch für den Künstler selbst einer genaueren Analyse völlig, und zwar deshalb, weil er seine Energie offenbar aus dem Unbewussten generiert, aus Zentren also, die sich dem Bewusstsein verschließen.

Zunächst beginnt alles mit einer Inspiration, die nicht selten einem persönlichen Interesse folgt, einer ganz persönlichen Weltsicht, die sich als roter Faden durch das gesamte Werk zieht. Dabei werden schon realisierte Themen noch einmal aufgenommen und modifiziert oder ein aktuelles Thema drängt sich auf und nimmt Gestalt an. Dies ist der intellektuelle Hintergrund und dieser ist das einzig Greifbare im Entstehungsprozess.

Paar - Skuoptur bronze

Das glückliche Paar, Bronze patiniert

Manchmal ist es auch nur ein spontaner Gedanke, oder ein Erlebnis, das eine besondere Schwingung hervorruft, und in meinem Fall nicht selten Musik, die eine Vibration hervorruft und einen Prozess in Gang setzt, aus dem letztlich ein Konzept für ein neues Werk entsteht.
Dieser Inspirationsprozess wird als eine Mischung aus seltsamer Erregung ähnlich einer nervösen Überreizung und gleichzeitig tiefer Ruhe empfunden. In dieser Phase sind die reale Welt, Zeit und Raum nur noch von sekundärer Bedeutung und alles ist nur noch auf einen entrückten Zustand konzentriert, den man nur schwer beschreiben kann. Dieser kreative Prozess kann einige Zeit in Anspruch nehmen, Stunden, manchmal Tage. In dieser Zeit entstehen Skizzen, Entwürfe, die wie aus dem Nichts kommen.

Dieser Prozess verläuft völlig autonom ab. 

Man könnte sagen, das Kunstwerk findet den Künstler. 

Während er sich intensiv mit dem Konzept beschäftigt, geschieht es, dass die Idee plötzlich klar wird und sich aufdrängt, wobei das Konzept bereits inklusive aller Details vorliegt und nur noch auf die mechanische Realisierung wartet.

Es ist, als würde das Kunstwerk selbst zum Künstler kommen. 

So entsteht letztlich das fertige Werk, das die Gedanken und Emotionen des Künstlers widerspiegelt. Welche Emotionen und Assoziationen das Werk beim Betrachter hervorruft oder hervorrufen soll ist nicht Teil des Entstehungsprozesses, sondern ist Teil des Werks selbst, das, einmal entlassen, sein Eigenleben führt, das sich, vollkommen von den Intentionen des Künstlers losgelöst, dem Betrachter stellt.