Ich gehe einmal davon aus, dass alle Künste, gleichgültig ob Musik, Literatur oder Malerei und Plastik ein und demselben Ursprung haben. Die Quelle ist ein individuelles Talent; eine besondere Sensibilität, ein überempfindliches Nervenkostüm. Dafür kann kein Mensch etwas. Es ist allerdings kein Wunder, dass Künstler sich immer wieder in anderen Kunstgattungen versuchen, John Erskine, amerikanischer Litertaturprofessor und Romanautor, landete als Pianist eine Karriere, Arnold Schönberg hat sich in Malerei geübt, Günther Grass war Bildhauer, bevor er sich in die Literatur begab.
Während es aber in der Musik und Literatur noch immer weitgehend so geblieben ist, dass nach einer Idee, die Vollendung der Arbeit folgt, hat sich die bildende Kunst seltsam entwickelt. Kaum ein Komponist verteilt wahllos Noten auf der Partitur und sieht dann nach, was dabei herausgekommen ist. Kein Autor setzt wahllos Worte hintereinander. Selbst bei freier Improvisation folgt ein Musiker bestimmten Regeln und schlägt nicht wahllos auf sein Instrument ein. In der Malerei hat in manchen Sparten der Zufall einen großen – manchmal sogar den ganzen Raum eingenommen. Das Produkt ist dann reine Ästhetik. (Ästhetik ist nicht gleich Schönheit, sondern umfasst alle Eigenschaften von hässlich über verwirrend, anregend, usw. bis schön.)
Akt 120 x 120 cm Silikon auf Leinwand
Ich persönlich bin kein Freund dieser Art von Kunst, auch wenn ich weiß, dass ich damit gegen den Strom schwimme, an-ecke, mich angreifbar mache. Vorübergehend mag sie ihren Wert gehabt haben, als Experiment und als Ausdruck einer maßlosen Übersättigung in einer Zeit des allgemeinen Aufbruchs des 20 Jahrhunderts. Heute, am Beginn des 21 Jahrhunderts, halte ich sie für entbehrlich, bestenfalls ist sie Dekoration für Firmengebäude, wo wirkliche Kunst stören würde, und reine Deko gefragt ist.
Nun geht jeder Künstler seinen eigenen Weg, oder er sollte es jedenfalls tun und dies ohne Angst das Kollektiv und damit den allgemeinen Konsens zu verlassen. Die wahre Qualität des Lebens eröffnet sich erst dann, wenn das Risiko ein integraler Teil davon ist, wenn der Mensch Gefahr läuft, auch einmal völlig falsch zu liegen. In Zeiten, in denen jeder gegen alle Wechselfälle des Lebens versichert ist, erscheint diese Position vielleicht ungewöhnlich. Die Möglichkeiten des Scheiterns sollte meines Erachtens stets Teil des Lebens bleiben, wenn das Leben spannend bleiben soll. Im Mainstream ist ein Scheitern ausgeschlossen.
Gleichgültig, was Titius und Caius von meiner Malerei und Plastik halten, es ist meine sehr persönliche Position, die wohl durchdacht ist. Ich befinde mich außerhalb des Kunstmarktes aus eigenem Antrieb und auf eigenes Risiko. Das 21. Jahrhundert, mit all seinen herannahenden Herausforderungen und Problemen braucht meines Erachtens eine andere Kunst als das 20. Darauf werde ich zu einem späteren Zeitpunkt noch genauer eingehen. Ob meine Position die Richtige ist, na, das weiß ich natürlich nicht. Vielleicht ist es einfach nur eine von vielen Möglichen, das könnte sein.